04/17/2024 | Nachrichten | BLZK, Vorstand
3 Fragen an das Vorstandsmitglied Dr. Willi Scheinkönig
Vorstellung des BLZK-Vorstands 2022-2026
Wer sind die „Neuen“ im Vorstand der Bayerischen Landeszahnärztekammer? Warum engagieren sie sich ehrenamtlich für ihre Kolleginnen und Kollegen? Welche Lösungsansätze verfolgen sie bei den wichtigsten standespolitischen Problemfeldern? In der Serie „3 Fragen an …“ im Bayerischen Zahnärzteblatt (BZB) kommen die neugewählten Vorstandsmitglieder der Berufsvertretung der bayerischen Zahnärzte zu Wort – in diesem Monat Dr. Willi Scheinkönig.
BZB: Die zahnärztliche Selbstverwaltung lebt vor allem vom ehrenamtlichen Engagement. Wie sind Sie zur Standespolitik gekommen und was motiviert Sie, sich für Ihren Berufs- stand einzusetzen?
Scheinkönig: Zur Standespolitik bin ich um das Jahr 2000 zur Zeit der rot-grünen Regierung mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt gekommen. Diese wollten damals Direktverträge zwischen Zahnarztpraxen und Krankenkassen ermöglichen. Mir war sofort klar, dass dies das Ende der freien Zahnarztpraxis bedeuten würde.
Durch meine Tätigkeit als Obmann in Nürnberg wusste ich, dass dies auch die Meinung der überwältigenden Mehrheit der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen war. Meine Mitgliedschaft im Förderkreis Zahnheilkunde Mittelfranken (FZM) war dann die logische Konsequenz. Die Tätigkeit als Bezirksgruppenvorsitzender des Freien Verbandes Mittelfranken schloss sich 2008 an. Das Wissen darum, dass nur eine geeinte Zahnärzteschaft einen wirkungsvollen Gegenpart zur Macht der Krankenkassen darstellen konnte, führte schließlich zu meiner Kandidatur zur Vertreterversammlung der KZVB. Ich wurde als Delegierter gewählt und bin das bis heute. Später ergab sich die Tätigkeit im ZBV Mittelfranken und in der BLZK. Mein Credo war dabei immer: Alle zahnärztlichen Organisationen müssen mit einer Stimme sprechen.
Zu meiner Motivation: Ich möchte die Freiheit der zahnärztlichen Berufsausübung erhalten und damit die Freude an unserem einzigartigen und schönen Beruf. Das Zahnarzt-Patienten-Verhältnis darf nicht von außen beeinflusst werden. Nur so können wir die Zahnheilkunde ausüben, die wir gelernt haben. Das unterscheidet uns von vielen Politikern, die nur Parolen nachplappern und keinen Tag in ihrem Leben eigenverantwortlich selbstständig gearbeitet haben. Freiheit bedeutet für mich Leistung – und diese Leistung erbringen wir tagtäglich in unseren Praxen. Von den Zustimmungsraten unserer Patienten können diejenigen Politiker, die uns das Leben schwer machen, nur träumen. Darauf können wir zu Recht stolz sein!
BZB: Der Zahnarztberuf unterliegt einem ständigen Wandel. Wo sehen Sie momentan die größten Problemfelder und den meisten Handlungsbedarf für die Standespolitik?
Scheinkönig: Wir müssen das Interesse an der Niederlassung in freier Praxis wecken. Nur dadurch können auch die Angestelltenverhältnisse für Zahnärztinnen und Zahnärzte attraktiv gestaltet werden. Versorgungslücken, wie sie bereits in den neuen Bundesländern bestehen, werden wir in Bayern verhindern. Dazu gehört der Abbau ausufernder Bürokratie, um wieder den Kopf für die Patientenarbeit freizubekommen.
In erster Linie muss eine angemessene Vergütung unserer Leistungen sichergestellt werden, um unser Personal adäquat bezahlen zu können. Dafür sind gesetzliche Sparmaßnahmen aus der sozialistischen Mottenkiste wie aktuell die Lauterbach‘schen Budgetierungen, gepaart mit BEMA-Absenkungen und einem GOZ-Punktwert aus dem Jahr 1988, sowie aktuell die AOK-Budgetproblematik vollkommen ungeeignet.
BZB: Ihre Amtszeit geht vorerst bis 2026. Welche Ziele möchten Sie bis dahin erreichen?
Scheinkönig: Ich möchte die zahnärztliche Berufsausübung in eigener Praxis weiterhin als „Goldstandard“ erhalten und setze mich für tatsächlichen Bürokratieabbau ein – so wie er von unserem Ministerpräsidenten unlängst gefordert wurde. Ganz konkret geht es mir und meinen Mitstreitern im ZBV Mittelfranken um die Abschaffung überzogener Forderungen bei Praxisbegehungen, den Wegfall unsinniger Dokumentationspflichten und die Reduzierung der Papierflut. Darunter fällt für mich auch eine Ausweitung von Online-Kursen zur Röntgenaktualisierung für Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie das Praxispersonal.
Die größte Herausforderung ist jedoch die Gewinnung von Auszubildenden zur ZFA und deren erfolgreiche Ausbildung. Gerade in diesem Bereich ist in unserem ZBV eine Kollegin äußerst engagiert und erfolgreich tätig. Die Digitalisierungsmaßnahmen in der Zahnarztpraxis müssen sich auf ein notwendiges und sinnvolles Maß beschränken. Die wichtigste Frage ist dabei: Bringen uns diese Maßnahmen tatsächlich einen Nutzen? Zudem sollten sie aus meiner Sicht angemessen refinanziert werden.
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