10/14/2021 | Nachrichten | BLZK

IDZ-Studie: Berufsbild junger Zahnärztinnen und -ärzte

Wie junge Zahnmedizinerinnen und -mediziner ihre berufliche Zukunft planen

Welche beruflichen Wünsche und Vorstellungen haben junge Zahnärztinnen und Zahnärzte inmitten eines dynamischen Umfelds? Diese Frage beschäftigt die zahnmedizinische Standespolitik seit Jahren. Lange haben die zahnärztlichen Spitzenorganisationen über die beruflichen Einstellungen und Motive der „Generation Y“ gerätselt. Nun liegen erstmals wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse vor – teilweise mit überraschenden Ergebnissen.

Über einen Zeitraum von fünf Jahren begleitete das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) junge Absolventinnen und Absolventen des Studienfachs Zahnmedizin auf dem Weg in ihren Beruf und befragte sie in diesem Zeitfenster regelmäßig zu ihren Wünschen und Vorstellungen bei der Berufsausübung. Antworten von rund 1400 Teilnehmern flossen in die Studie „Y-Dent – Berufsbild angehender und junger Zahnärzte“ ein. Gesammelt wurden die Ergebnisse in einer Forschungsmonographie, die sich mit den beruflichen Erfahrungen, Wünschen und Sorgen junger Zahnärzte befasst.

Das neu erschienene Buch „Junge Zahnärztinnen und -ärzte: Berufsbild – Patientenversorgung – Standespolitik“ von Dr. Nele Kettler, selbst junge Zahnärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim IDZ, erzählt dabei sowohl von der Kontinuität als auch vom Wandel.

Soziale Motive bei der Berufswahl

In ihrer Buchveröffentlichung kommt die Autorin zu dem Schluss, dass das Berufsbild junger Zahnmediziner – ebenso wie das vorangegangener Generationen – vor allem durch soziale Motive beeinflusst wird. Handwerkliche und medizinische Aspekte spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Mit ihrer Berufsentscheidung ist die überwiegende Mehrheit junger Zahnärztinnen und Zahnärzte in den ersten Berufsjahren zufrieden (siehe Abbildung 1 aus dem BZB 10/2021, Quelle: IDZ).

Zufriedenheit junger Zahnärztinnen und -ärzte mit ihrem Beruf in 2019, Abbildung 1 aus dem BZB 10/2021, Quelle: IDZ


Nahezu 80 Prozent der Studienteilnehmer geben an, dass sie mit ihrem Beruf „sehr zufrieden“ oder „eher zufrieden“ sind. Noch höher liegt die Zustimmungsquote bei jungen Zahnärzten, die sich bereits niedergelassen haben.

Die berufliche Zufriedenheit der Befragten spiegelt sich in einer weiteren Statistik wider:
Fast 90 Prozent der jungen Zahnmediziner gehen nach dem Staatsexamen in die Patientenversorgung und wollen auch in Zukunft behandelnd tätig sein (siehe Abbildung 2 aus dem BZB 10/2021, Quelle: IDZ).

Abbildung 2: Abbildung Tätigkeitsfelder junger Zahnärztinnen und -ärzte in 2019 (Y-Dent-Studie, n = 563) und aller Zahnärztinnen und -ärzte bundesweit 2019 (n = 79387, Quelle: BZÄK 2020a)

Zum Vergleich: Der Anteil berufstätiger Mediziner an der ärztlichen Versorgung liegt aktuell bei etwa 70 Prozent.

Zeitfaktor für die Niederlassung

Über die Hälfte der Studienteilnehmer (57 Prozent) bevorzugt bei der langfristigen Karriereplanung eher die Niederlassung als ein Angestelltenverhältnis, 20 Prozent der jungen Zahnmediziner sind bei der Beantwortung dieser Frage noch unentschlossen (siehe Abbildung 3 aus dem BZB 10/2021, Quelle: IDZ).

Gewünschte langfristige Form der Berufsausübung und Graduierung der Sicherheit dieser Entscheidung, Abbildung 3 aus dem BZB 10/2021, Quelle: IDZ


Für den Weg in die Selbstständigkeit nehmen sich die Mitglieder der „Generation Y“ allerdings mehr Zeit als vorherige Generationen von Zahnmedizinern. Nach der Assistenzzeit arbeiten sie vorwiegend als angestellte Zahnärzte und bilden sich intensiv fort, um sich zielgerichtet auf den künftigen Versorgungsbedarf vorzubereiten. Dr. Nele Kettler führt das vor allem darauf zurück, dass sich junge Zahnmediziner zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausreichend auf die betriebswirtschaftlichen Erfordernisse in der Praxis vorbereitet fühlen. Zudem würden die zunehmende Bürokratielast und die Ökonomisierung des Gesundheitswesens den Start ins Berufsleben erschweren, so das Ergebnis der Auswertungen.

Beliebtes Bayern

Die als reisefreudig und mobil geltende „Generation Y“ zeigt sich in der Studie überraschend heimatverbunden. Viele junge Zahnärztinnen und Zahnärzte zieht es nach dem Studium wieder in ihre Heimatregion, um sich vor Ort eine berufliche Existenz aufzubauen. Noch größer ist die Verbundenheit zu denjenigen Kammerbereichen, in denen sie aktuell tätig sind oder in der Vergangenheit gelebt und gearbeitet haben (siehe Abbildung 4 aus dem BZB 10/2021, Quelle: IDZ).

Abbildung 4: Entsprechen Wunsch-Kammer-/KZV-Bereiche den Regionen, in denen junge Zahnärztinnen und -ärzte bereits gelebt und gearbeitet haben.

Nur knapp 20 Prozent der Teilnehmer streben einen Wechsel an. Zudem legen sich die Befragten bei ihrer Ortspräferenz frühzeitig fest. Ab dem Ende des Studiums ergeben sich kaum noch Veränderungen bei der Wahl des jeweiligen Bundeslandes.

Abbildung 5: Für den zukünftigen Tätigkeitsstandort präferierte Kammer-/KZV-Bereiche junger Zahnärztinnen und -ärzte in 2019 (fett: 1. Präferenz; in Klammern: alle in Frage kommenden Zahnärztekammern/ Kassenzahnärztliche Vereinigungen [1. Präferenz plus weitere; aufgrund von Mehrfachnennungen hier Gesamtsumme > 100%])Erfreulich aus bayerischer Sicht:
Bei der Frage nach dem zukünftigen Tätigkeitsstandort verzeichnet Bayern neben Baden-Württemberg mit Abstand die meisten Nennungen.
19,7 Prozent der Befragten geben den Freistaat als bevorzugten Kammerbereich an (siehe Abbildung 5 aus dem BZB 10/2021, Quelle: IDZ).

Am beliebtesten sind dabei vor allem kleinere Mittelstädte über 50000 Einwohner (45,2 Prozent) und größere Mittelstädte über 100000 Einwohner (44,1 Prozent). Knapp 18 Prozent der Befragten können sich vorstellen, in einer Landgemeinde zu praktizieren.

Mittlere Größe bevorzugt

Der Großteil der Studienteilnehmer versteht sich eher als Teamplayer denn als Einzelkämpfer. Obwohl der Wunsch nach einer kooperativen Berufsausübung groß ist, geht die Tendenz jedoch nicht zu großen Praxiseinheiten, sondern vielmehr zu mittelgroßen Berufsausübungsgemeinschaften.

In diesen Formen erscheint vielen auch das Angestelltenverhältnis attraktiv – in den meisten Fällen als zeitlich befristeter Start ins Berufsleben.


Quelle: BZB 10/2021, S. 8-10

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